Get Social With Us
Märchenmund | Die Blumensamen
Märchen erzählt von Erzählerin Melody Reich
20829
post-template-default,single,single-post,postid-20829,single-format-standard,hazel-core-1.0.7,ajax_fade,page_not_loaded,,vertical_menu_enabled,vertical_menu_transparency,vertical_menu_transparency_on,select-theme-ver-4.7,wpb-js-composer js-comp-ver-7.0,vc_responsive

Die Blumensamen

Noch ist ja die Zeit im Jahr, um Blumen oder Kräuter auszusäen. Und da das Wetter gerade mal eine Frühlingspause macht, um dringend benötigten Regen zu spenden, hier eine Geschichte, die Frühlingsstimmung und Freude auf und an Wachstum vermittelt, wie ich finde:

„Es war einmal ein mächtiger König, der hatte drei Söhne, die waren ihm alle drei gleich lieb. Als der König immer älter wurde, plagte ihn die Frage seiner Nachfolge. Welcher der drei Söhne sollte einmal seinen Thron erben? Sie schienen ihm alle drei gleich stark und schlau. Bald konnte er nicht mehr ruhig schlafen, fand keine Antwort. So befragte er seine Wesire und Ratgeber. Doch kein Rat schien ihm richtig zu sein. Da hörte der König von einem Weisen. Er machte sich auf, diesen Mann zu besuchen und kehrte mit dessen Ratschlag heim. Der König rief nun seine drei Söhne zu sich: „Meine Söhne, ich werde eine Pilgerreise machen und niemand weiß, wie lange es dauern wird, bis ich wieder zurückkehre. Ich gebe jedem von euch einen Beutel mit Blumensamen. Derjenige von euch, der die Samen am besten hütet, soll später einmal mein Nachfolger sein.“

Der König verließ das Schloss und der erste Sohn überlegte nicht lange, legte den Beutel mit Samen in eine eiserne Truhe, damit sie bis zur Rückkehr seines Vaters gut verwahrt wären.

Der zweite Sohn aber dachte: „Was kann ich mit Blumensamen anfangen? Wenn ich sie wegschließe, werden die Samen absterben. Am besten ist, wenn ich auf den Markt gehe und sie verkaufe. Sobald der Vater zurückkehrt, werde ich neue Samen besorgen.“

Der dritte Sohn nahm den Beutel, ging in den Garten und streute die Samen aus.

Die Pilgerfahrt des Königs dauerte drei Jahre. Als er heimkehrte, führte der älteste Sohn ihn zu der eisernen Truhe, um ihm die Samen zurückzugeben.

Doch in den Jahren waren die Samen verfault. Der Vater schaute sie kurz an: „Dies sind nicht die Samen, die ich dir vertraut habe. Aus diesen Samen wird niemals wieder etwas erblühen.“

Der zweite Sohn eilte zum Markt und kaufte die gleiche Menge Samen, wie der Vater ihm gegeben hatte, kehrte ins Schloss zurück und überreichte sie dem Vater. Doch dieser war mit dem Handeln seines Sohnes nicht einverstanden: „Du hast besser gehandelt als dein älterer Bruder, aber dies sind fremde Blumensamen und nicht die meinigen.“

Nun suchte der König den dritten Sohn und ihn im Garten.

Dort blühten Tausende von Blumen und der Jüngste war dabei, die reifen Samen einzusammeln und in den Beutel zu füllen: „Schaut, Vater, diese Blumen sind aus den Samen erblüht, die ihr mir gegeben habt!“

Da stieg ein Lächeln im Gesicht des Königs auf: „Du wirst mein Erbe sein, denn mit deiner Hilfe wird das Königreich wachsen und gedeihen.“

Parabel aus Indien

Gefunden in: Märchenforum Nr. 63, Herbst 2014

No Comments

Sorry, the comment form is closed at this time.