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Märchenmund | Veilchen
Märchen erzählt von Erzählerin Melody Reich
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Veilchen

Meine Großmutter liebte Veilchen und freute sich in jedem Frühjahr wieder auf die Blütezeit und den wunderbaren Duft dieser kleinen, wunderschönen Pflanzen. Unter der Hecke, die den großen Garten meiner Großmutter umgab, fanden sich an vielen Stellen Veilchen. Die Freude an den Veilchen hat sie an mich weiter gegeben und so bin auch ich immer erfreut, wenn ich am Wegesrand den Veilchen begegne. Jetzt ist es wieder so weit! Die Veilchen blühen und duften. Hier kommt ein passendes Märchen zu diesem Monat:

 

 

Das Zauberveilchen

 

Ein Hirtenjunge fand einmal ein besonders schönes Veilchen, das war viel größer als alle, die er je gesehen hatte. Er pflückte die Blume vorsichtig, trug sie nach Hause und zeigte sie seinem Vater. Der Vater wunderte sich: „Heute Nacht erschien mir diese Blume im Traum und eine Stimme sagte mir, ich solle daran riechen.“

 

Er hob die Blume an seine Nase, roch dreimal daran und auf einmal erschien ein kleines graues Männlein. Das Männlein schaute den Vater des Hirtenjungen an: „Komm und folge mir!“

 

Der Hirtenjunge erschrak und wollte den Vater zurückhalten, doch dieser beruhigte seinen Sohn: „Ich bin sicher, dass mir nichts passieren wird. Bleib du hier und Haus und Tiere, während du auf mich wartest.“

 

Dann ging der Vater mit dem grauen Männlein fort. Bald kamen sie zu einem alten Gemäuer, wo früher einmal eine Burg gestanden hatte. Unter der alten Mauer war ein Saal, darin saßen an einem Tisch zwölf kleine Erdleute und ließen es sich schmecken. Oben an der Wand aber hing eine Uhr. Das graue Männlein zeigte auf die Uhr: „Du sollst uns die Wanduhr wieder in Gang bringen. Sie ist heute Nach stehengeblieben.“

 

Der Vater sah, dass keines der Männlein groß genug war, um bis zur Uhr zu gelangen. Er stellte die Zeiger und stieß das Pendel an, das sogleich hin und her schwang.

 

Als der Mann nach Hause kam, hörte er schon lautes Blöken, Muhen und Wiehern, und als er nachschaute, sah er viele Schafe, Kühe und Pferde im Stall stehen. Das war der Dank der Erdleute gewesen. Das Veilchen aber war ganz golden geworden, und der Hirtenjunge hörte seitdem ein feines Ticken, wenn er sein Ohr auf die Erde legte.

 

Quelle: Fassung Djamila Jaenike in Märchenforum Nr. 61, nach: Adolf Schön, Alte deutsche Blumenlegenden, Würzburg, 1955

 

 

 

Wissenswertes über das Veilchen, gefunden unter: www.kneippianum.de

 

Verbreitung und Beschreibung der Pflanze

 

Das wohlriechende Veilchen (Viola odorata) ist ein Vertreter der Veilchengewäche (Violaceae). Weitere Namen sind Duftveilchen, Heckenveilchen, Marienstengel, Märzveilchen, Oeschen, Osterchen, Osterveigerl und Schwalbenblume.

Es wächst bevorzugt in schattigen Laubwäldern und unter Gebüschen im größten Teil Europas sowie im Nahen Osten bis Mittelasien. Ursprünglich trat es im Mittelmeergebiet sowie in den atlantischen Randgebieten Europas auf, von wo es sich ausbreitete.

Als Gartenpflanze ist es mittlerweile auf sämtliche Erdteile verbreitet. Das Veilchen ist eine 5–10 cm hohe Rosettenstaude. Aus einem kriechenden, sich auf dem Boden ausbreitenden Wurzelstock mit bis 20 cm langen sich bewurzelnden Ausläufern wachsen gestielte, herzförmige, stumpfe oder kurz gespitzte und gekerbte, 1-5 cm lange Blätter.

Die 1-1,5 cm langen Nebenblätter sind eiförmig zugespitzt und ganzrandig bzw. oberwärts mit bedrüsten Fransen besetzt. Die 3–7 cm hohen Blütenstengel tragen tiefviolette, seltener weiße oder rötliche, 1,5-2 cm große Blüten. Blütezeit ist März bis Mai.

 

Das Veilchen als Heilpflanze

 

Als Heilpflanze wird ebenfalls das Alpenstiefmütterchen, auch Langsporniges Veilchen genannt, genutzt. Es ist im alpinen Raum auf Wiesen und Weiden mit kalkfreien oder kalkarmen Böden in Höhenlagen zwischen 1600 und 2400 m anzutreffen. Auffallend sind seine großen, 3-4 cm im Durchmesser, leuchtend bis tiefvioletten Blüten mit hellgelben Saftmalen. Blütezeit ist Juni bis Oktober.

 

Die Heilkraft des Veilchens war in der Antike sehr geschätzt, sei es wegen seiner Wirkung gegen Alkohol, zur Besänftigung von Ärger oder, wie bei Dioskurides (griech. Arzt im 1. Jh. n. Chr.) erwähnt, als breiige Auflage bei Gastritis und Mastdarmvorfall.

 

Bis ins Mittelalter besaß es einen hohen Stellenwert – Hildegard von Bingen (1098–1179) weist in ihren Schriften noch auf die gute Wirkung von Veilchenzubereitungen hin, es empfehlend bei „Feurigen Augen“, „Dreitägigem Fieber“, Sehstörungen und Augentrübungen. Anschließend geriet das wohlriechende Veilchen jedoch in Vergessenheit.

 

Erst im 19. Jh. wurde es von Sebastian Kneipp aus der Versenkung geholt, der sie bei Husten und generell bei respiratorischen Erkrankungen einsetzte.

 

Symbol

 

Das Veilchen ist ein Bote des Frühlings. Mit viel Glück findet man schon eines im März. Verzehrt man es, soll es einen, wie man im Volksglauben annahm, das ganze Jahr über vor „kaltem Fieber“ schützen. Noch wirkungsvoller war es wenn man 3 Veilchen verspeiste. Derjenige, der das Veilchen als erster entdeckte konnte sich etwas wünschen, was im darauffolgenden Jahr in Erfüllung gehen würde.

 

Wie alle Pflanzen, die unmittelbar nach der kalten Jahreszeit blühen, verheißt das Veilchen Jugend und Hoffnung. Verbunden war es Naheliegenderweise auch mit Liebesdingen. Das Veilchen galt als ein Symbol für die Liebe. Selbst Vulcanus, der Schmied unter den Göttern und Gott des Feuers – er war von verkrüppelter Gestalt und galt als wenig attraktiv im Pantheon der Götter -, der sich vergebens in die schöne Venus verliebte, wurde erhört, nachdem er sich mit Veilchen bekränzte.

Aphrodite, Göttin der Liebe, wurde auch die „Veilchenbekränzte“ oder die „Veilchenhaarige“ genannt.

Im Griechenland der Antike existierten ganze Veilchengärten. Mit dem Duft der Veilchen hoffte man die Damen zu betören und so manche Widerspenstige williger zu machen. Verbunden mit dem Veilchen war ebenfalls das Bild der Unschuld bzw. der Jungfräulichkeit. Beispielsweise bestreute man sowohl das Lager der Braut, als auch den Sarg der Jungfrau mit duftenden Veilchen.

 

Das Veilchen galt (in der griechischen Mythologie) aber auch als Pflanze der Persephone, der Herrscherin der Unterwelt: „Das Veilchen der Proserpina“, dessen dunkles Gewand es als Sinnbild der Trauer und des Todes kennzeichnet, und die Grabhügel schmückte. Deutlich ist hier der Bezug zum Jenseits gegeben, zu einer Zeit in der das Leben noch ruht, noch nicht in Erscheinung getreten ist.

 

Im christlichen Kontext wurde das Veilchen im Mittelalter zu Maria in Beziehung gesetzt, die in geistlichen Liedern als „Veilchen der Demut“ gepriesen wurde. Es blüht im Verborgenen. Das Bild der Demut hat sich im Volk bis in die heutige Zeit erhalten. In manchen Poesiealben ist zu finden: „ Sei wie das Veilchen im Moose, bescheiden, sittsam und still und nicht wie die stolze Rose, die immer bewundert sein will“. Das Veilchen war die Blume der Demut und Bescheidenheit.

 

Name und Inhaltsstoffe

Der lateinische Name des Veilchens, „Viola odorata“, ist bzgl. des Gattungsbezeichnung vom griechischen „ion = Veilchen“ abgeleitet. Auch die Farbenbezeichnung Violett hat hier ihre Wurzel. Der Beiname „odoratum“, aus dem Lateinischen, bedeutet „wohlriechend, duftend“ und weist auf den Wohlgeruch hin. Die deutsche Bezeichnung „Veilchen“ stammt über das altdeutsche „fiol“ von „Viola“ ab.

Sowohl die Wurzel- als auch die Krautdroge enthalten Saponine – pflanzliche Stoffe mit seifenähnlicher Wirkung. Für die Krautdroge werden ferner Schleimstoffe, ß-Sitosterol und Phenolcarbonsäuren beschrieben. Hoch ist der Gehalt an Vitamin C, 254 mg% in den frischen Blätter und 1357 mg% berechnet auf die Trockensubstanz. In der Wurzeldroge ist Gaultherin, ein Salicylsäure- Zucker zu finden. Die Blüten des Veilchens enthalten neben Salicylsäurekomponenten, Schleimstoffen und ätherischem Öl noch Flavonoide (pflanzliche Farbstoffe, u.a. Anthocyane).

Aufgrund der Saponine liegt eine schleimlösende und auswurffördernde sowie antimikrobielle Wirkung vor. Nachgewiesen wurde für Krautextrakte ein fiebersenkender Effekt. Für Teezubereitungen wird eine schweißfördernde Wirkung angenommen.

 

Anwendung in der Medizin

Veilchenwurzel ist ein brauchbares Mittel zum Abhusten. Sie zeigt ein ähnliches, jedoch schwächeres Wirkprofil als die Primel. Die Droge kann bei chronischer Bronchitis, am besten in Teemischungen, verwendet wird. Es wird ein lindernder Effekt bei Halsentzündungen, aber auch bei Keuchhusten sowie Bronchitiden mit festsitzendem Schleim postuliert. Die Krautdroge weist in etwa die dieselben Indikationen auf.

Bei Hautkrankheiten kann die Wurzeldroge innerlich sowie äußerlich zur Hautwaschung eingesetzt werden.

In der Volksmedizin wird die Wurzeldroge auch bei Rheuma der kleinen Gelenke sowie nervöser Überreizung und Schlaflosigkeit angewendet. Sebastian Kneipp empfahl einen Absud in Essigwasser für Umschläge bei Podagra (Gichtanfall am Großzehengrundgelenk). Im Altertum wurden die Blüten gegen die Folgewirkungen von Alkohol verabreicht.

Das Veilchenkraut wird zur Blütezeit gesammelt, die Wurzel im September. Veilchenblüten riechen angenehm lieblich. Die Wurzel ist fast geruchlos, aber im Geschmack brennend-scharf. Das Drogenmaterial stammt im Allgemeinen aus Rumänien sowie der Tschechei und Slowakei.

 

Rezepte

Als Teezubereitung werden ¼ Teelöffel feingeschnittene Wurzel mit 1 Tasse kaltem Wasser angesetzt, zum Sieden erhitzt und 5 Min stehen lassen oder 2 TL Veilchenkraut mit ¼ l Wasser kochend übergossen und 10 Min. ziehen lassen. 2-3- mal täglich wird eine Tasse getrunken.

 

Möchte man sich einen Veilchen-Sirup, der teelöffelweise verabreicht wird, zubereiten -eine Tasse gesammelte Veilchenblüten in 1 Flasche geben, mit ¼ l heißem Wasser übergießen, 24 Stunden ziehen lassen und abseihen; den erlangten Aufguss nach erneutem Erhitzen über eine weitere Tasse voll Veilchenblüten gießen und wieder 24 Stunden ziehen lassen. Den Ansatz mit der gleichen Menge Honig versetzen.

 

Geschrieben von: Siegfried Bäumler, OA im Kneippianum

 

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